Freitag, 04. November 2022



Die Seele braucht Seeluft, der Körper braucht Fischbrötchen…..oder Austern


Auf einem Kreuzfahrtschiff dreht sich Vieles ums Essen…..diese Vorstellung hat der Laie, der Nicht-Kreuzfahrer. Wir, mit unserer inzwischen mehrwöchigen Erfahrung, können dazu nur sagen: Das stimmt!


Und so war es faszinierend zu beobachten, was ein so großes Schiff für derzeit 2352 Passagiere/innen plus etwa 1000 Mann/Frau/divers Besatzung so alles bunkern muß, um schmerzfrei in den Orient und nach Südostasien zu kommen. Laut Auskunft des Kapitäns waren es 320 Tonnen (!), die von einer nicht abreißen wollenden Kette an LKWs angeliefert wurden.



Gabelstapler sausten geschickt durch die hoch aufragenden Paletten. Zunächst wurden die Gebinde aus je 12 Bierfässern direkt vom Lastwagen in den Schiffsbauch befördert. Nach stundenlangem Gabelstapler-Ballett raus aus dem LKW-rein ins Schiff, raus aus dem LKW-rein ins Schiff, raus aus dem LKW-rein ins Schiff, war wohl irgendwann der Platz im Inneren zeitweilig erschöpft und die Staplerfahrer bauten ein Zwischenlager am Kai auf.


Das Auslaufen verzögerte sich, die Dunkelheit brach herein aber zu guter letzt wurde auch für die letzten 132 Fässer eine freie Ecke gefunden. Wir wollen schließlich nix umkommen lassen. Es stehen uns heiße Wochen bevor - da wird jeder Tropfen Bier gebraucht werden.


Ebenso spannend wie die Beobachtung des Ladevorgangs, der von Sonnenauf- bis weit nach Sonnenuntergang dauerte, war die nautisch-technische Fragestunde, zu der unser Kapitän Anastasiou „geladen“ hatte. (Wortspiel unbeabsichtigt!)

Der sympathische Grieche, der in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen ist, erklärte mit Witz und Schlagfertigkeit die komplizierten Verfahren, die dafür sorgen, daß die Umwelt durch unsere Reise so wenig wie möglich belastet wird.



So wird die Mein Schiff 5 zum Beispiel dieselelektrisch gefahren. Der Schiffsdiesel oder auch das zuvor gereinigt und gefilterte Schweröl treiben gigantische Generatoren an, die die vier Maschinen speisen, die ihrerseits bis zu 65.000 PS Leistung erbringen. Die 65 Meter lange Antriebswelle mit 5,8 Metern Durchmesser benötigt 12.000 Volt.



Unfaßbare Dimensionen. Aber beruhigend zu wissen, daß heutzutage im Maschinenraum niemand Kohlen schaufeln muß - Spaß beiseite! - daß aber auch aufwendige Maßnahmen ergriffen werden, um die Abgase zu entrußen und zu „waschen“ und daß auch das gesamte Abwasser in einer eigenen Kläranlage so lange gereinigt wird, bis es ganz klar und chemisch rein ins Seewasser entlassen wird, während alle Verunreinigungen im nächsten Hafen abgegeben werden.


Das Trinkwasser wird in der schiffseigenen Entsalzungsanlage aus Meerwasser gewonnen. Das und noch viel mehr Informationen erreichten uns und die Zuhörer klebten an den Lippen des Kapitäns. Auch nahm er sich die Zeit, uns seine Brücke zu erklären. Wir hoffen natürlich sehr, daß dieses kleine verteufelte Corona-Virus uns auf der gesamten Reise keine Schwierigkeiten bereiten wird. Eins ist aber sicher: Ein herkömmliches Computer-Virus wird das Schiff nicht lahmlegen. Sieben unabhängige Computer-Systeme sowie eine Notbrücke sollen zu jedem Zeitpunkt die Rückkehr in einen sicheren Hafen garantieren. Und da wir in eisbergfreien Gewässern unterwegs sind, fühlen wir uns absolut sicher.



Zum Abend gab es bei Gosch frische Austern inklusive. Wie der Lademeister das wohl geschafft hat, daß alles andere nach hinten verstaut wurde, während die Austern schön in Griffweite blieben zum sofortigen Verzehr?



Und die Moral von der Geschicht? „Der Köder muß dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“




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