Montag, 07. Februar 2022


Ein Problem läßt sich nicht auf derselben Ebene lösen, auf der es entstanden ist.......

oder so ähnlich....

(Albert Einstein)


Ja, nun haben wir das Problem. Oder besser gesagt, einige Passagiere, einige Crewmitglieder und die Entscheidungsträger auf der Mein Schiff 1 haben das Problem - für die meisten aber geht die Reise unverändert weiter.


Am heutigen Seetag zwischen 10 und 13 Uhr stand wieder einmal ein für alle Menschen an Bord obligatorischer Antigen-Schnelltest auf dem Programm. Die Organisation ist perfekt. Man bucht sich vorher über die Schiffs-App ein Zeitfenster, das am besten in den Tagesablauf paßt. Dann begibt man sich zu der selbst bestimmten Zeit in die große Arena, die Turnhalle auf Deck 14. Eine beachtliche Zahl an Crowd-Controllern, also Leuten, die nichts anderes tun als den gesamten Ablauf in geordnete Bahnen zu lenken, stand bereit. Die Jungs und Mädels machten ihren Job großartig und so wurde man sehr zügig durchgeschleust: 

1. ID-Karte einlesen lassen

2. Schnelltest-Plättchen mit eigener Nummer beschriftet in Empfang nehmen

3. Plättchen an der zugewiesenen Kabine abgeben 

4. Maske runter, Mund auf 

5. Stäbchen wird von medizinischem Personal kurz im Hals gewirbelt (wahlweise in der Nase) 

6. Dankeschön - weitergehen.


Das komplette Prozedere dauert ein paar Minuten. Unfaßbar effizient organisiert! Dann ist es ratsam, die nächsten 20 Minuten auf der Kabine zu bleiben, um im Bedarfsfall angerufen zu werden. Wer dies nicht möchte, wird über die Bordlautsprecher gebeten, zu einer Nachtestung zu kommen. Ausgerufen werden „die Dame/der Herr der Kabine xyz“, deren Test angeblich nicht lesbar war. Inzwischen weiß jeder, was es bedeutet, erneut zum Test gerufen zu werden. In der Regel war der erste Test dann positiv und der zweite ist es meist auch.


Beim ersten großen Test - als die Reise noch jung war - vor dem Anlegen auf Teneriffa, gab es die Empfehlung noch nicht, man möge sich eine Weile auf der Kabine bereit halten. Damals - an Tag 4 also - hörte man nur zwei Aufrufe zur Nachtestung und hinterher erklärte der Kapitän, daß zwei Gäste auf Teneriffa das Schiff verlassen müßten.


Heute wurden immer wieder Kabinennummern durchgesagt - meist gleich im Viererpack. Und dabei sollte man meinen, daß die meisten Leute die geforderten 20 Minuten durchaus auf ihrer Kabine verbrachten und dort per Telefon zum Nachtesten gerufen wurden. Man sieht also das exponentielle Wachstum.


Bei seiner Abend-Durchsage sprach der Kapitän dann auch nicht mehr von „einigen wenigen“ positiven Fällen - wie beim zweiten Test - sondern von „einigen“. Das ist ein dehnbarer Begriff. Tatsache ist, daß man auf den Gängen Personal sehen konnte, das Lunch-Pakete verteilte an all diejenigen, die nun nach dem zweiten positiven Test in ihren Kabinen bleiben mußten.



Wieder bleibt nur Spekulation darüber, wie viele Personen das sein mögen. Die Pechvögel, die es traf, mußten ihre Koffer packen. Sie wurden nach und nach von Personal in Ganzkörper-Schutzanzügen auf ein anderes Deck gebracht, auf dem Isolierkabinen eingerichtet worden waren. Nach dem Umzug wurde der Flur sogar einer Sprühdesinfektion unterzogen. Man nimmt die Sache also sehr ernst - auch wenn die Betroffenen kaum oder keine Symptome verspüren



Diese Isolierkabinen sind ganz normale Balkonkabinen, die einfach alle nebeneinander liegen. Das heißt, in diesem Deckabschnitt stehen vor den Kabinen jeweils kleine Tische, auf denen die Speisen und Getränke abgestellt werden, bevor der Überbringer kurz anklopft, damit man von drinnen öffnen und die Versorgung hereinholen kann.


Und diese Versorgung ist vom Feinsten. Speisekarten liegen bereit, damit man nach eigenen Wünschen die Menüs zusammen stellen kann, selbstverständlich mit einer Flasche Wein auf dem Tablett. Die Hotline zur Bar ist freigeschaltet, jedes Getränk wird sofort angeliefert. Das Frühstück ist für mindestens acht Personen berechnet.....



So läßt sich zwar theoretisch die Quarantäne versüßen aber in der Realität würde wohl jeder diese Opulenz gern gegen ein einfaches Müsli tauschen, wenn man dafür freien Ausgang hätte. Die Betroffenen und deren durchaus negativ getesteten Partner dürfen die Kabine nicht verlassen und haben auch keine Schlüsselkarten bekommen. Wer rausgehen würde, käme nicht mehr hinein. Immerhin wurden die Kabinen-Telefone freigeschaltet, um in die Heimat zu telefonieren. Ein schwacher Trost!


Wie geht es nun weiter? Drei Inseln liegen in den nächsten Tagen vor uns: St. Maarten, Antigua und St. Lucia. Soweit der Plan. Inwieweit dieser Plan geändert wird, um die positiv Getesteten an Land zu bringen, damit sie dort in ein Quarantäne-Hotel gehen und letztendlich von dort nach Hause fliegen, ist unklar. Zumindest war das bisher das gängige Prozedere.


Unabhängig von den infizierten Gästen, hat es auch „einige“ Crewmitglieder getroffen.

Und das spürt jeder. Der sonst exzellente Service kann nicht mehr in der gewohnten Form aufrecht erhalten werden. Bereits nach der letzten Testung wurde das Restaurant „Fischmarkt“ geschlossen, um dort Personal abziehen zu können für andere Bereiche. Trotzdem dauert es mittlerweile länger, bis die abgegessenen Teller abgeräumt werden, Kaffeemaschinen zeigen überfüllte Abfallbehälter an und schalten sich ab, Saftspender sind leer, die sonst immer rechtzeitig nachgefüllt werden. Das Housekeeping kommt spät zum Betten machen. Geduld ist gefragt.


Aber mal ehrlich......das ist doch unsere kleinste Übung! Wenn uns in diesen völlig übergeschnappten Zeiten so eine wunderbare Reise möglich ist und wir hoffentlich gesund bleiben, dann sehen wir das Ganze jetzt einfach mal karibisch. Tropisches Klima verführt sowieso zu Langsamkeit - wenn nicht gar zum Nichtstun.


Wir wünschen allen, die meist ohne jegliche Erklärung, wo sie sich angesteckt haben könnten, nun in ihrer Isolierkabine sitzen, beste Gesundheit und hoffen, daß sie zumindest bis hierher eine Traumreise erlebt haben. Und meist kommen Chancen auch zurück......das Leben geht weiter. 


Nach der Reise ist vor der Reise.




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