Montag, 07. November 2022



Was lockt uns nach Kairo? Mumien, Pyramiden und das Lächeln der Sphinx.


Landgänge versuchen wir meist für den Nachmittag einzuplanen. Viel zu gemütlich ist das Frühstück auf der großen Heck-Terrasse, als daß man zwischendurch auf die Uhr schauen mag. Für heute jedoch schien so ein Start in den Tag in etwa so realistisch wie das Erscheinen von Neptun höchstpersönlich.


Von unserem Hafen in Alexandria bis zu den Pyramiden von Gizeh am Stadtrand von Kairo mußten 220 Kilometer Wüstenautobahn bewältigt werden, somit war die Abfahrt für 6:25 Uhr angekündigt. Der Wecker klingelte daher zu einer unchristlichen Zeit, denn um pünktlich am Bus zu erscheinen, mußte man sich bei der Schiffs-Security aus-checken, die üblichen langen Wege durchs Hafenterminal laufen und die Pass- und Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen. Als wir zuvor beim Blick von Deck 12 die Anzahl der geparkten Busse rasch überflogen, war uns klar, daß es sich heute um einen Groß-Kampftag handeln würde….offensichtlich hatten außer uns auch noch gut 2000 andere Passagiere die Idee, sich auf den Weg nach Kairo zu machen.



Es stellte sich heraus, daß die knapp 50 Busse unter Polizeischutz im Konvoi fahren würden, was die Sache nicht unwesentlich verzögerte. 


Ob es an der in Ägypten derzeit stattfindenden Weltklimakonferenz lag oder an was 

auch immer - wir waren den ganzen Tag über engmaschig bewacht.



Es ging tatsächlich etwa drei Stunden lang durch die Wüste. Die Klimaanlage nahm ihre Arbeit wirklich ernst und nach nur wenigen Stunden Schlaf in der Nacht zuvor fühlten wir uns wie ein Bergsteiger im Schneesturm, der kurz vor dem Erfrieren auch keinen Widerstand mehr leistet, sondern sich einfach dem Schlaf hingibt.



Als wir durch die laute Durchsage des Reiseleiters, wir seien nun in Kairo angekommen, doch noch einmal ins Hier und Jetzt zurück geholt wurden, fühlten wir uns dennoch wie in einem schlechten Traum. Die Wohnsituation vieler Einwohner von Ägyptens Hauptstadt schien mehr als fragwürdig. Die Hochhäuser glichen Ruinen, die jeden Moment kollabieren könnten und doch bewohnt waren.



Die Supermärkte schienen aber gut sortiert und wie immer gibt es gerade in arabisch geprägten Städten unfaßbar viel Leben zu sehen auf der Straße. Die weltberühmten Pyramiden scheinen fast mitten in der Millionenstadt zu liegen. Man konnte sich also verabschieden von der romantischen Vorstellung, daß sie als Solitäre in einer weiten Wüste stehen.



Unser erster Stopp war das Neue Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation. Neben ein paar schönen Exponaten, wie dieser Sphinx und einem goldenen Sarkophag, liegt das Hauptaugenmerk auf der „Halle der königlichen Mumien“.



In diese tiefergelegte Halle, die unterteilt ist in viele einzelne Grabkammern, wurden im April 2021 in einer gewaltigen Prozession die Mumien der 22 wichtigsten Pharaonen überführt. Darunter sind so bekannte Namen wie Tutmosis I, II, III und Ramses II - VI. Wie man sich denken kann, ist das Fotografieren in diesen abgedunkelten, gekühlten und von Luftfeuchtigkeit weitgehend befreiten Kammern verboten. Wir zeigen ein Foto vom Eingang der Halle!



Dort unten einmal persönlich gewesen zu sein mit den unfaßbar gut erhaltenen fast viertausend Jahre alten Körpern der wichtigsten Staatslenker dieser Hochkultur, sprengt jeden Versuch einer Beschreibung. Um Ägyptens Geschichte noch näher zu erleben, mußten wir natürlich als nächstes den berühmten Pyramiden von Gizeh einen Besuch abstatten.



Auch hier hat die Moderne die Historie eingeholt. Wer sich an den vielen Reisebussen und Touristen stört, dürfte selbst nicht hierher kommen. Es ist eine vollkommene Absurdität, vor diesen monumentalen Bauwerken zu stehen und um sich herum den Touristen-Rummel zu erleben.



Sollten hier wirklich einmal Pharaonen ihre letzte Ruhe gefunden haben, so ist es mit der Ruhe heute vorbei. Und doch strahlen diese nach wie vor der Menschheit so viele Rätsel aufgebenden geschichteten Steine eine Magie aus, die jeder spüren kann, der es nur zuläßt.



Unglaublich nah ist der Moloch von Großstadt diesen Schätzen des Altertums bereits auf die Pelle gerückt. Vielleicht ist es gut, daß wir heute hier stehen durften. Wer weiß, wie schnell die Bebauung fortschreitet.



Am Spätnachmittag herrschte plötzlich reges Treiben. Die Sonne geht schnell unter in diesen Breitengraden und dann wird es kalt und sehr dunkel in der Wüste. Um 16 Uhr schließt das gesamte Areal seine Pforten. Daher schnell rein in den Bus und noch zu einem kleinen Abstecher zur Sphinx.



Erbaut etwa 2530 Jahre vor Christus! Das macht den 20 Meter hohen und 73 Meter langen Löwen mit Menschenkopf um die 4550 Jahre alt - und bis auf die Nase hat sie sich ganz gut gehalten. Eine Sphinx ist in der Mythologie immer eine Wächterin bzw. ein Wächter. Das Geschlecht ist wohl eher divers. Möge es ein Wächter über die Welt sein, bevor Kriege und Umweltsünden unseren Planeten zerstören!


Als wir kleine Menschen vor der mächtigen Sphinx stehen, verströmt sie jene Zuversicht, an der wir das Glück unserer Tage bemessen.





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