Mittwoch, 21. Dezember 2022


Uns ist jeder neue Tag ein Freund


Die Reduktion von Platz und Dingen schafft Zeit für das Wesentliche: Zusammensein und aufs Meer schauen, den Wind spüren, dem tropischen Regen nachts beim Trommeln lauschen. Tag und Nacht an der frischen Luft, das Rauschen der Wellen im Ohr. Der erste Blick morgens fällt auf den Balkon mit dem endlosen blauesten Blau, das ein menschliches Auge erträgt. Wir leben nun schon seit fast zwei Monaten in unserer 17 qm großen Kabine, nennen einen kleinen aber feinen Balkon unser eigen und fühlen uns vom Glück geküßt.



Das Meer ist wie eine Akku-Ladestation für die Seele. Wir schlafen bei weit geöffneter Balkontür und wundern uns jetzt schon, wie wir uns später zuhause wohl fühlen werden ohne von einem Ozean umgeben zu sein.

Diese Traumreise wird natürlich in unserer Erinnerung für immer knotenlos mit einem unfaßbaren Gefühl von Luxus verbunden bleiben. Schon das Frühstück wird individuell nach Wunsch serviert und wenn wir meinen, daß alles ganz besonders schubidu läuft, dann lassen wir uns auch noch zu einem Gläschen Sekt überreden. Warum eigentlich nicht?



Wenn es ganz gut läuft, trifft man in einer der Einkaufspassagen auf dem Schiff sogar Käpt‘n Sharky mit einer seiner vielen Assistentinnen. 


Meist ist er für die Kinder an Bord zuständig aber sind wir nicht alle irgendwo Kind geblieben?



Da wir uns nicht der Gefahr aussetzen wollten, kurz vor Weihnachten zu Hause schockgefroren zu werden, hatten wir diese Kreuzfahrt so gebucht, daß wir uns für die letzten Tage auf eine Wiederholungsschleife begeben. So sind wir heute nun zum zweiten Mal in Singapur angekommen. Und auch hier ist bei 30 °C weihnachtlich geschmückt, besonders in den Shopping Malls, die sich mit allerlei skurrilen Einfällen zu überbieten versuchen. Kleine Bootsfahrt im Einkaufszentrum gefällig?



Eigentlich braucht man gar nicht von Bord zu gehen. Auch die TUI-Bar ist mit Tannengirlanden festlich behangen und lädt zum Kaffeeplausch mit Freunden ein.



Früher - ach, wann war früher? Früher als Kind waren die Schokofrüchte und gebrannten Mandeln auf dem Weihnachtsmarkt für uns das Zeichen, daß der Winter angefangen und die Festtage nicht mehr weit sind.

Heute nun ist tatsächlich Winteranfang und wir brauchen diese Requisiten mehr denn je, um uns hier in den Tropen den Kalender ins Gedächtnis zu rufen. Auch vorweihnachtliche Heißalkoholika hält der kleine Weihnachtsmarkt auf dem Pooldeck bereit und die Sopranistin Agnes Selma Weiland stimmt im sonnengelben Sommerkleid mit Engelsflügeln Weihnachtslieder zum Mitsingen an.



Im großen Theater nimmt uns nach einem exquisiten Dinner das Tanzensemble mit auf eine Reise um die Welt. Nach vielen Stationen landen wir mitten im venezianischen Karneval. Und so fühlen wir uns auch! Ist das alles eine Inszenierung, eine Parallelwelt, in der wir nun schon fast 60 Tage leben? Man könnte einfach immer weiterfahren auf diesem Schiff und die sieben Weltmeere überqueren.



Ist alles nur eine perfekt gestaltete Illusion, wie der Travestie-Künstler Joy Peters, der/die uns in seinen/Ihren Shows an Bord so viel Freude bereitet hat? Wir wissen es bald wirklich nicht mehr. Gestern ist übermorgen vor drei Tagen. Also laßt uns in der lauen Luft noch einen Martini in der Außenalster-Bar nippen mit Blick auf das nächtliche Singapur. Was bleibt ist das unendliche Meer……irgendwann werden wir die Kurve kriegen müssen und abspringen. 

Aber jetzt - am Tag des Winteranfangs - ist lange noch nicht Schluß.




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