Freitag, 28. Oktober 2022



Viele Steine, müde Beine


Bevor wir ein wenig über unseren Tag auf Zypern berichten, möchten wir die Hauptpersonen unter den gut 1000 Crewmitgliedern der Mein Schiff 5 vorstellen. Gestern Abend wurden sie spektakulär auf der Bühne im großen Theater präsentiert. Zu heißer Musik tauchten sie plötzlich umgeben von waberndem Nebel aus der Versenkung auf. Der Kapitän erschien auf der Bühne in einer Art und Weise, die eines Rockstars würdig ist.



Es gibt außer den nautischen Offizieren, die das Schiff lenken - wobei man sich fragte: „Wer um alles in der Welt lenkt es denn jetzt gerade, wenn Kapitän, Staff Captain und erster Offizier bei uns im Theater sind???“ - es gibt also außer dem Brücken-Personal auch einen Chef der Küchen, einen Hotelmanager, einen Theatermanager, einen Umweltoffizier, einen Hauptverantwortlichen für Sicherheit, einen für Technik, für Proviant usw. und nicht zuletzt auch den leitenden Arzt des Bordhospitals. Alles wichtige Leute, die uns das Leben an Bord so angenehm wie möglich machen.


Aber man verbringt ja nicht nur Zeit an Bord. 

In jedem Hafen warten attraktive Ausflugsziele.


 Wir unternahmen zum Beispiel heute eine kleine Erkundungstour durch den Süden Zyperns von der Stadt Limassol aus. 



Die meist karge geröllige Landschaft wird immer wieder unterbrochen von traumhaften Buchten.



Jeder Besucher Zyperns muß einmal am Aphrodite-Felsen gewesen sein. Hier soll der Sage nach die Göttin der Liebe aus dem Schaum des Meeres geboren worden sein. Noch heute umrunden viele Paare diesen Felsen schwimmend dreimal, damit ihnen Fruchtbarkeit und wahre Liebe gewährt wird.



Man könnte jetzt auch viel schreiben über die verschiedenen antiken Überreste, die wir zu sehen bekamen wie zum Beispiel das Apollon Heiligtum oder die Burg von Kolossi. Mit allem ist natürlich eine uralte Geschichte verbunden, meist eine Göttersage.



Was aber im Grunde viel spannender ist, ist die moderne Geschichte dieser drittgrößten Insel im Mittelmeer - nach Sizilien und Sardinen. Wie soll man diese in wenigen Worten zusammenfassen? Zypern war einst britische Kolonie, wurde 1960 unabhängig und ist heute - obwohl nur 225 km lang und 90 km breit in einen türkischen Nordteil, einen griechischen Südteil, eine dazwischen verlaufende UN-Pufferzone sowie zwei britische Militärbasen geteilt. Diese beiden Exklaven gehören zum Britischem Überseegebiet mit eigener Rechtsprechung und 7500 stationierten Soldaten.


Gut 900 UN-Truppenangehörige sichern die Pufferzone zwischen der türkischen Republik Nordzypern, in der etwa 300.000 Einwohner leben und die außer von der Türkei von keinem weiteren Staat anerkannt wird - und der Republik Zypern im Süden, in der etwa 900.000 griechische Zyprer leben. Die Republik Zypern ist - man höre und staune - seit 2004 Mitglied der EU.


Die Insel wird also militärisch von den Briten gesichert. Aber nicht etwa in der antiken Burg von Kolossi, die wir natürlich auch angesteuert haben.



Nein, die Briten haben unter anderem auf dem knapp 2000 m hohen Berg Olympos eine Radaranlage, die der Funküberwachung im Nahen Osten dient und - man höre und staune noch einmal - von der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) mit benutzt wird.


Bei 29° C und schönstem sonnigen Ausflugswetter besichtigten wir auch eine Zitrusplantage, eine der Hauptexportquellen Zyperns. Überall findet man noch viele alte Kirchen und Ausgrabungsstätten.



Es ist für uns eine merkwürdige Vorstellung, daß eine kleine vom Klima verwöhnte Insel mit herrlichen Stränden, die nur 68 km von der Südküste der Türkei aber fast 400 km von der nächsten griechischen Insel bzw. 830 km vom griechischen Festland entfernt liegt, politisch so zerrissen erscheint.

An dieser Stelle unsere aufrichtige Entschuldigung für diesen langen Exkurs aber diese Situation hat uns tiefer beeindruckt als die vielen Steine, die uns heute begegnet sind……




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