September (36)

Der Schäfer

Wie auch der Tag sich dehne,
Auf öder Hügellehne
Steht er und blickt in's Land;
Er sieht die Sonne steigen
Und still sich wieder neigen
Bis zu des Himmels Rand.

Er sieht den Lenz auf Erden,
Er sieht es Sommer werden
Und Herbst und Winter auch;
Nicht Mittagsglut, nicht Regen,
Nicht Schnee kann ihn bewegen,
Noch eis'ger Sturmeshauch.

Der Hund an seiner Seite,
Daß er die Schafe leite,
Kennt seines Rufes Ton;
Sonst will kein Wort verlieren,
Allein mit seinen Tieren,
Der dumpfe Menschensohn.

Ferdinand von Saar

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